Also wenn du Verbesserungen ansprichst, ist es jetzt höchste Zeit noch zuzuschlagen. Der übliche Serienzyklus bei neuen Modellen ist nämlich immer gleich.
Startphase - man ist froh dem Erlkönig- und Vorserienstatus entwachsen zu sein und freut sich den gesetzten Termin mehr oder weniger eingehalten zu haben.
In dieser Phase verbaut man überschüssige Vorserienteile (meist Gussteile / alles was "ausgeformt" wird), genauso wie die letzten Prototypenteile, weil man schmeißt ja nix weg. Die Felderfahrung beschränkt sich auf die - nun wirklich auf Zuverlässigkeit - laufenden Prüfstände (zuvor hat man meist nur Freifahren von Entwicklungsstufen im Sinn, und da wartet immer ein "nächstes" Teil

) und die umfassenden Testfahrten der Mitarbeiter/ speziellen Erstkunden, die nun runterspulen was geht.
Jedes Ach und Weh wird mit ziemlichem Druck bearbeitet, da ja die Entwickler "ihr Baby" sowieso für eine Frühgeburt hielten (den Erscheinungstermin macht ja Marketing mit einem präsentationsfreudigen Vorstand aus) und ihren Ruf beschädigt sehen, andererseits die Qualitätsabteilungen die ersten Rückstellungen für mögliche "Felderfahrungen" bilden. Und diese ersten Rückstellungen machen immer immens was aus, da man ja im Dunkeln tappt und ein Qualitätssicherer von Natur aus mal den Worst-Case annimmt.
Dies ist die Verbesserungsphase, ca 3Monate nach Start und zieht sich ca 1Jahr dahin. Da wird optimiert - Fertigung vergisst weniger

so die Klassiker wie Fensterdichtungen "fast" ganz einkleben / Schrauben vergessen, die der glückliche Kunde irgendwo mal unter dem Sitz findet.... Wie "gut" da die Techniker sind, sieht man an der "Austauschbarkeit" der Teile, da sieht plötzlich die Limahalterung anders aus... aber heute nicht mehr so wild, weil die meisten Verbesserungen sich im Detail abspielen. Da eine Ölbohrung mehr im Gehäuse, dort ein wenig mehr Einsatztiefe beim Härten, oder eine andere Pulverbeschichtung bei den Fahrwerksteilen....
Nach eineinhalb Jahren kommen die Erbsenzähler und dann ist mal ruht. Die Entwickler werden angehalten günstigere Teile zu testen, die verlieren dadurch nach und nach die Lust am Objekt, sozusagen Kindesweglegung oder Abnabelung, wie mans sieht. Weil es ohnehin "grad noch gehendes" Klumpat ist, was da kommt. Aber eben "gehendes". In dieser Sparphase wird die Kostenstruktur auf die Planzahlen geprügelt und mit der Felderfahrung gespiegelt, die natürlich diesmal auch hinten nach ist. Also gestoppt wird der Prozess nur mit der internen Ausbalancierung der Abteilungen Kundendienst, Qualität, Montage und Finanz, Treiber bleibt der Teileeinkauf... Hier erst sieht man die echte Wertigkeit der Firma dahinter. Steht die Qualität im Vordergrund, dann entstehen so Langzeitbüffel wie ein Mercedes W124, spielt man am Kostenklavier zu sehr, dann gibt es sogar ein Synonym: Lopez-Effekt (diverse Opel und VW Konzernprodukte der 90er, man erinnere sich mit Grausen). Fiat Polen dürfte die wohl am wenigsten italienische Werteverteilung haben, gut so.
Lange Rede, kurzer Sinn: die alte Weisheit gilt mehr denn je: Kauf erst nach einem Jahr, aber eben nicht zu spät...
Grüße
Thomas