Freitag nach der Arbeit. Terrone steigt ein, will losfahren. Nach Hause. Italien - Rumänien. Arbeitsort Zürich, im Westen der Stadt, ca. 2km vom Stadion, wo das Spiel stattfindet. Verkehrschaos biblischen Ausmasses wurde angekündigt. Deshalb mindestens 30 Min. früher unterwegs als sonst. Wer will schon wegen des Spiels das Spiel verpassen. Dieselchen läuft. Rotes Türsymbol rechts unten stellt sich vor. Nie gesehen - oder nie beachtet.
Das Auto glaubt, die Fahrertür sei nicht geschlossen.
Ist sie aber. Aber wenn das Auto das sagt, muss ja was dran sein. Also Tür nochmals geöffnet und mit Schwung geschlossen. Das Auto glaubt noch immer, die Tür sei offen. Terrone steigt aus, geht auf die andere Seite, öffnet die Beifahrertür und wirft sie wieder ins Schloss, mit noch mehr Schwung als zuvor die Fahrertür. Wieder einsteigen, Fahrertür schliessen. Das Auto bleibt bei seiner Meinung. Aussteigen, nach hinten, Kofferraumdeckel öffnen und mit sehr viel Schwung ins Schloss fallen lassen. Einsteigen, Fahrertür schliessen. Wie gehabt. Motor aus. Aussteigen. Alle Türen nochmal öffnen und mit gewaltigem Schwung, viel mehr Schwung erträgt das Auto nicht, also mit enorm viel Schwung wieder schliessen. Zentralverriegelung betätigt. Das Auto blinkt ohne Ende und schliesst nicht ab. Logisch, schliesslich ist ja eine Tür noch offen. Man kann ja wohl nicht bei offener Tür die ZV betätigen! Ärger macht sich breit. Vaffanculo. T'ammazzo. Die Türen sind verdammt nochmal zu. Capisci?!? Einsteigen. Losfahren. Mit Innenraumbeleuchtung. Weil ja eine Tür offen ist. Klaro. Sonst würde man unter Umständen gar nicht merken, dass eine Tür nicht ganz geschlossen ist. Deshalb geht die Innenbeleuchtung nicht aus. Nach ca. 10 Minuten Fahrt tut sie's dann doch. Weitere 30 Min. später ist Terrone zu Hause. Parkieren, Motor aus, Schlüssel ziehen, aussteigen, Tür schliessen, ganz normal, damit das Auto nicht glaubt, ihn provozieren zu können, Zentralverriegelung betätigt. Versucht zu betätigen. Der Cinquino glaubt unverändert, die Fahrertür sei nicht geschlossen. OK. Dann halt auf die radikale Tour. Motorhaube öffnen, zum ersten Mal. Batterie sorgfältig abgetrennt um das Auto mal 10 Min. im Tiefschlaf zu lassen. Gedankenblitz: Radiocode. Terrone weiss nicht ob er einen hatte, und schon gar nicht welchen, oder wo er den überhaupt nachsehen könnte. Egal. Hauptsache ist, das Problem zu besiegen. Ein fairer Kampf. Mann gegen Cinquecento. Nur er und ich. Da gehen irgendwelche Radios als Kollateralschäden durch. Mal kurz rauf in die Wohnung, Frau und Kind begrüssen, Zwischenfall melden. Frau: "Läuft er noch?" Terrone: " Jahaaa, sonst wär ich ja kaum schon zu Hause". Frau: "Dann is ja gut." Terrone: "Nix is gut." Frau: "Fiat, hab ich dir ja gesagt. Ich hab mit meinem Audi nie was." Terrone findet, es sei besser, nichts mehr zu sagen und geht wieder runter in die Garage. Batterie wieder sorgfältigst anschliessen. Haube noch nicht schliessen. Bringt Unglück. Einsteigen. Türe schliessen. Zündung einschalten.
Das Auto glaubt, die Fahrertür sei nicht geschlossen. Terrone denkt: Scheisskarre. Aussteigen. Motorhaube schliessen. Spiel sehen. Rechtzeitig zur Hymne vor dem Bildschirm sein. Auto manuell verschliessen. Beifahrertür von innen und Fahrertür von aussen mit dem Schlüssel. Kofferraum ist auch zu. Immerhin. Das Auto ist verschlossen.
Fratelli d'Italia, l'Italia s'è desta... Terrone singt etwas weniger laut als sonst. Was bauen wir denn für Autos. Nein, nicht wir. Die Polen. Die bauen sowas. Als kurz vor der Pause unser völlig reguläres Tor durch diesen bamboccio an der Seitenlinie wegen Abseits aberkannt wird, wird zum vierten Mal das Rotweinglas gefüllt. Gott hat uns verlassen. Eine Riesenverschwörung am Freitag dem 13. Die Squadra Azzurra wird an der EM um ein dringend benötigtes Tor betrogen und die Polen begehen ein Attentat auf meine Mobilität und meinen unerschütterlichen Glauben an die Qualität italienischer Erzeugnisse. In der Pause wieder runter in die Garage zur Wiederaufnahme der Auseinandersetzung mit dem fiesen Türkontaktfehler. Der Sender öffnet alle Türen. Und schliesst sie wieder. Es funktioniert. Terrone setzt sich ins Auto, schliesst die Fahrertür. Kein rotes Warnsignal. Zündung einschalten. Motor starten. Hupen aus purer Erleichterung. "Jetzt pfeifen die in der 2. Halbzeit für uns einen Elfmeter" denkt Terrone. Es kommt anders. Wir kriegen einen gegen uns. Aber den hält Gigi Buffon. Dio è ritornato.
